Unheimliche Begegnung der kommerziellen Art
UFOs und Außerirdische in Film und Unterhaltung
von Hannes la Rue (Hannes.la.Rue@MUFON-CES.org)
Januar 2003

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Im Juni 1982 präsentierte der Regisseur Steven Spielberg dem damaligen amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan exklusiv seinen frisch gedrehten Film „ET: The Extraterrestrial“ im Weißen Haus. Nach Ende des Films soll Reagan sich zu Spielberg hinübergelehnt und gesagt haben: „Wissen Sie, ich wette, dass in diesem Raum keine sechs Leute sind, die wissen, wie wahr der Film wirklich ist.” Spielberg hatte sich darüber angeblich dem Fernsehproduzenten Jamie Shandera anvertraut. Drei Versuche, dieses Zitat bestätigt zu bekommen, sind seither gescheitert.


v.l.n.r.: Ronald und Nancy Reagan, Steven Spielberg

Der Film beginnt mit folgender Szene: Ein hell erleuchtetes Raumschiff ist in einer nebligen Waldlichtung gelandet. Kleine, gedrungene außerirdische Wesen sammeln Pflanzenproben und bringen sie ins Innere des Schiffes. Als sich Menschen nähern, flüchten die Außerirdischen, müssen jedoch ein Wesen zurücklassen, das im Film dann die tragende Rolle spielt.

Ein Ereignis, das sich aufgrund seiner Parallelen zum Film und seiner detaillierten Untersuchung zu schildern lohnt, ereignete sich im Juli 1965. Die französische Gendarmerie untersuchte damals eine UFO-Landung in Valensole in der Provence. Kurz vor sechs Uhr morgens, als der Lavendelbauer Maurice Masse seinen Traktor starten wollte, wurde er von einem Geräusch abgelenkt. Auf seinem Feld erblickte er daraufhin ein Objekt, in der Form ähnlich einem Renault Dauphine, das auf sechs Beinen stand. Vor dem Objekt sammelten zwei kleine Wesen gerade Pflanzen. Masse beschrieb die Wesen später als klein, mit großen kahlen Köpfen, schräggestellten Augen und bleicher Haut. Der Rest der Geschichte hört sich tatsächlich an, wie aus einem Science Fiction-Film. Die Wesen entdeckten den Bauern und flüchteten. Zuvor lähmten sie ihn jedoch körperlich. In bewegungsunfähigem Zustand beobachtete er den Abflug des Objektes.

Was dem Bericht Glaubwürdigkeit verleiht, sind die Untersuchungsergebnisse der Gendarmerie. An der Stelle im Feld befand sich ein Abdruck mit einem zylindrischen Loch in der Mitte. Entlang des Fluchtweges des Objektes waren die Pflanzen dehydriert. Masse versuchte in den folgenden Jahren vergeblich, dort neue Pflanzen großzuziehen. (vgl. COMETA 1999: 20)

Spielberg gibt an, das ET-Drehbuch als fiktive Geschichte unter Verwendung verschiedener UFO-Berichte, die ihm über die Jahre zu Ohren gekommen seien, geschrieben zu haben.

Spielbergs neuer Streich

Im Dezember 2002 bescherte eine neue Produktion Spielbergs dem verantwortlichen „Science Fiction Channel“ Rekordeinschaltquoten. Spielberg präsentierte das 20stündige Familienepos „Taken“ (1) über Entführungen durch Außerirdische. Erzählt wird die Geschichte dreier amerikanischer Familien, deren Mitglieder unterschiedlicher Generationen über 50 Jahre, beginnend 1947, wiederholt von außerirdischen UFO-Insassen entführt werden. Der letzte Teil der für den Golden Globe nominierten Serie spielt in der Gegenwart.

Spielberg selber hatte die ursprüngliche Idee (2) und begleitete das Projekt die ganze Zeit. Im Endprodukt fungiert er als „executive producer“. „Jedes Wort“ des Drehbuches, so Spielberg, entstamme der Feder des Autoren Leslie Bohem. Dieser habe erst gar nicht glauben können, dass Spielberg ihn für das Script haben wollte. Schließlich hinge er Verschwörungstheorien gar nicht an. Spielberg wollte von Bohen eine Geschichte über „normale Menschen“ und wie die außergewöhnlichen Ereignisse ihr Leben beeinflussten. „Steven wollte die Geschichte nah an den Erzählungen sehen,“ erzählte Bohen, „er wollte es real haben.“ Mit der Frage, „Wenn all das nicht wahr ist, warum klingen diese Geschichten alle gleich?“, schickte Spielberg seinen Autor in die Recherche. Schon bald fühlte sich dieser überwältigt von dem Umfang des Materials. Als Rechercheziel wollte er seinen Verdacht bestätigen, dass es sich bei Entführungen um einen Teil des kollektiven Unterbewussten handelt. „Doch dann denke ich, dass diese Geschichten alle zu detailliert sind, um Träume sein zu können,“ schildert (3) Bohen seine Zweifel.

Herausgekommen ist eine Serie, die einer Erkenntnis der Abduktionsforschung, der Erforschung vermeintlicher Entführungen durch UFO-Insassen, Rechnung trägt. Der Abduktionsforscher Prof. Dr. David M. Jacobs schreibt in seinem Buch „Geheimes Leben“, dass Entführungen tatsächlich seit mehr als 50 Jahren stattfänden. Noch bis in die 70er Jahre seien UFO-Forscher – er selber eingeschlossen – jedoch nicht versiert genug gewesen, um diesen Teilaspekt des Phänomens zu erkennen.

Wie in der Serie dramaturgisch aufgearbeitet, hätten Entführungen tatsächlich einen Generationenaspekt. Jacobs weist darauf hin, „dass wenn ein Mann oder eine Frau entführt werden, die Chance, dass seine oder ihre Kinder auch entführt werden, steigen könnte.“ (Jacobs 1995: 320f)

Erstmals wurde 1978 auf einer Psychologentagung in Kanada auf den Generationenaspekt hingewiesen. Eine Untersuchung der Familienverhältnisse, Ausbildungen und Krankheitsbilder von 104 mutmaßlich Entführten ergab, dass in elf Prozent der Fälle möglicherweise zwei Generationen betroffen waren, in neun Prozent drei Generationen und bei zwei Personen gab es Hinweise, dass bereits drei frühere Generationen betroffen sein könnten. (vgl. Harder 1979)

Zur Enttäuschung mancher gab Spielberg in einem Interview an, er glaube nicht, dass jemals Jemand von Außerirdischen entführt worden sei. Das sei „ein netter Mythos, eine gute Sage.“ Irgend einen Narren hat Steven Spielberg an dem Stoff aber wohl dennoch gefressen. „Taken“ und „ET“ sind nämlich nicht die einzigen Werke, die sich an berichteten und gemessenen Aspekten der UFO-Forschung orientieren.

Aufklärung oder bloß spannende Unterhaltung?


Anders als in der tatsächlichen UFO-Forschung werden im Film am Schluss alle
Fragen beantwortet: Aliens nehmen offiziell Kontakt auf.

1977 erschien Spielbergs Film „Close Encounters of the Third Kind“. Das Drehbuch, das er nach einem Script von Paul Schrader selber verfasste, orientiert sich an dem Buch „The UFO Experience“ (1972) des Astronomen J. Allen Hynek, der von 1952 bis 1969 wissenschaftlicher Berater des Project Blue Book der US Air Force in Sachen UFOs war. Der französische UFO-Forscher Jacques Vallée stand Modell für die Rolle eines UFO-Forschers im Film. Der Film warb mit einer Abwandlung Hyneks Klassifizierungssystem für UFOs:

    UNHEIMLICHE BEGEGNUNG
    der Ersten Art
    Sichtung eines UFOs

    UNHEIMLICHE BEGEGNUNG
    der Zweiten Art
    Physikalische Beweise
    (einer außerirdischen Landung)

    UNHEIMLICHE BEGEGNUNG
    der Dritten Art
    Kontakt (mit Außerirdischen)

WIR SIND NICHT ALLEIN

„Unheimliche Begegnung der Dritten Art“, wie der Film auf deutsch heißt, handelt von mehreren Personen, die sich auf unerklärliche Weise bzw. durch UFO-Begegnungen verursacht zu einem Ort hingezogen fühlen, an dem am Schluss ein riesiges, hell erleuchtetes UFO landet und es zum Kontakt zwischen freundlichen – kleinen, grauhäutigen – Außerirdischen und dem amerikanischen Militär kommt. (Bei der Übersetzung des Filmtitels aus dem amerikanischen ist ein Fehler unterlaufen. Im Sinn von Hyneks Klassifizierung müsste es richtig heißen: „Nahbegegnung der Dritten Art“. Dieses war den Vermarktern wohl aber nicht dramatisch genug.)


Hynek präsentiert die Aufnahme eines Objektes,
das der Kontaktler George Adamski fotografiert
haben will

Insider werden Rückgriffe des Films auf Ergebnisse der UFO-Forschung sofort bemerken. Ziemlich am Anfang des Films gibt es eine Szene, in der in einem Stadtteil der Strom ausfällt. Zuvor wurde auf Radar ein Unidentifiziertes Flugobjekt ausgemacht. Der Hauptdarsteller wird in seinem Auto von dem UFO überflogen und das Wageninnere wird taghell erleuchtet. Dabei stirbt der Motor, Anzeigen spielen verrückt, die Schwerkraft scheint gestört.

In Hyneks Buch gibt es eine Schilderung eines UFO-Zeugen, die der Filmszene ziemlich ähnelt:

Dieses riesige Objekt kam über der Klippe herauf und stand für den Bruchteil einer Sekunde fast still, wie irgendein Objekt, das die Richtung ändert, dann flog es Richtung Flughafen davon... Es war ein ungeheuer grelles Licht. Das Wagendach schien das Licht nicht fernhalten zu können. Es war unglaublich grell, ungeheuer grell, sagte ich mir immer wieder. Als ich meine Hände betrachtete, sahen sie aus wie Röntgenbilder.“ (Hynek 1979: 114)

Als „bemerkenswerte mitgeteilte physische Wirkung“ von UFOs auf ihre Umgebung nennt Hynek „Störungen in elektrischen Stromkreisen, die dazu führen, daß Automotoren zeitweise stillstehen, Radios ausfallen oder ungewohnte statische Störungen erkennen lassen, Autoscheinwerfer sich trüben oder für kurze Zeit ausfallen, und, gelegentlich, Autobatterien sich überhitzen und rasch verschleißen.“ (ebd.: 120)

1982 drehte Spielberg als Regisseur „ET: Der Außerirdische“.

1987 folgte der Film „*batteries not included“, der auf deutsch unter dem Titel „Das Wunder in der 8. Straße“ erschien. Spielberg fungierte hier nur als „executive producer“. In diesem Kinderfilm verbünden sich zwei handgroße fliegende Untertassen mit den Bewohnern eines Hauses. Mit außerirdischen Kräften und Tricks retten sie das Haus vor dem Abriss.


Mini-UFOs als Freund und Helfer

1997 produzierte Spielberg den Film „Men in Black“, gefolgt 2002 von einer Fortsetzung. Der Film handelt von einer geheimen US-Regierungsorganisation, die die Realität außerirdischer Besucher auf der Erde vertuscht. Die wenigsten wissen, dass ursprünglich auch die „Men in Black“-Berichte von UFO-Zeugen stammen, die zu Protokoll geben, irgendwann nach ihrer UFO-Sichtung von seltsamen Männern in schwarzen Anzügen und schwarzen Limousinen, die unerklärlich viel über ihre Person und Sichtung wussten, aufgesucht worden zu sein.

Eine Zeugin, deren Aussagen und psychologisches Gutachten eine Entführung durch kleine UFO-Insassen mit großen, schrägstehenden, schwarzen Augen nahe legen, berichtete MUFON-CES ab April 2002 von Begegnungen mit fremden Männern in Schwarz. „Wochen oder Monate“ nach ihrem Entführungs-Erlebnis im Jahr 1977 oder 1978 hatte Frau D. aus D.

eine merkwürdige Begegnung auf der Straße. Fremde Leute, in Schwarz und vornehm gekleidet, stiegen aus einem dunklen Auto heraus und kamen auf mich zu, sprachen mich an und wussten meinen Namen und wo ich arbeitete, einfach alles. Ich bestätigte ihre Fragen und fühlte mich nicht bedroht, da sie sehr freundlich waren, ging aber schnell weiter, weil es mir doch unheimlich war, woher diese Fremden alles wußten. Vor einem Jahr oder länger hatte ich die gleiche Begegnung aber ich wurde nur beobachtet und nicht angesprochen.

Spielberg hat auf seine Weise Pionierarbeit auf dem Gebiet der faktorientierten Unterhaltung geleistet, auch wenn er nach eigenen Aussagen den UFO-Hintergrund nur der Unterhaltung willen wiederholt verwendet hat. Die PR-Kampagne, mit der zur Zeit in den USA für „Taken“ geworben wird, ist beispiellos und verhilft der Serie aber auch dem UFO- und Entführungs-Phänomen zu seltener Publicity.

Der Kreis schließt sich

Zum Auftakt der „Taken“-Werbekampagne ging die Coalition for Freedom of Information (4) (CFI) an die Öffentlichkeit. Diese neu gegründete UFO-Lobbyorganisation hat sich zum Ziel gesetzt, der UFO-Forschung zu mehr wissenschaftlicher Glaubwürdigkeit zu verhelfen und neben den Massenmedien auch den amerikanischen Kongress auf das UFO-Phänomen aufmerksam zu machen, um ihn zu einer wissenschaftlichen Untersuchung und zur Veröffentlichung immer noch geheimer UFO-Akten zu bringen.

Hinter der CFI steckt neben dem SciFi Channel (SFC) die PR-Agentur PodestaMattoon. PodestaMattoon gehört zu den etablierten Agenturen Washingtons. Die Beziehungen zum Capitol Hill macht die Agentur nach eigenen Angaben (5) zu einer von Washingtons effektivsten “government relations firms“. In anderen Worten: PodestaMattoon verschafft Lobbyisten bei Politikern und Politikern bei der Öffentlichkeit Gehör.

In einem ersten Streich der Polit-UFO-Lobbyisten trat Bill Clintons früherer Stabschef des Weißen Hauses John Podesta auf einer vom SFC organisierten Pressekonferenz vor die Öffentlichkeit und forderte (6) die amtierende US-Administration auf, UFO-Akten, die mehr als 25 Jahre alt sind, freizugeben, um Wissenschaftlern die Möglichkeit zu geben, die Natur des Phänomens zu studieren. (Schade, dass CNN (7) im Pentagon niemanden erreichen konnte, um eine Stellungnahme zu erhalten!) Dieses entspricht Podestas politischer Linie, auf der er sich wiederholt für Informationsfreiheit in Wissenschaft und Politik eingesetzt hat. (vgl. John Podesta: Clinton’s X-Files Man) (8)

John Podesta ist der Bruder von Anthony Podesta (9), Gründer von PodestaMattoon und laut Wired einer der besten Beziehungsmakler Washingtons. Direktor der CFI ist Edwin Rothschild (10), ehemals Regierungsangestellter in Washington, heute Energie-Lobbyist und PodestaMattoons Ansprechpartner für „strategic communications“. Der Science Fiction Channel „unterstützte“ (11) die CFI-Initiative nicht nur, Larry Landsman vom SFC ist gleichfalls CFI-Projektleiter. So schließt sich der Kreis aus Politik, Public Relations und der Unterhaltungsindustrie.

Zur Botschaft der Werbekampagne gehört auch, dass die amerikanische Bevölkerung laut Umfrageergebnissen (12) (Roper) „psychologisch und spirituell“ bereit für den Nachweis außerirdischen Lebens sei. 70% der amerikanischen Erwachsenen glaubten auch, dass die Regierung ihnen Informationen über Außerirdische und UFOs vorenthalte. Fast jeder zweite Amerikaner glaube, dass Außerirdische die Erde bereits besucht oder beobachtet hätten. (Laut Gallup glaubte 2001 jeder dritte Amerikaner, dass die Erde bereits von Außerirdischen besucht worden sei.)

Wer profitiert?

Der vorwissenschaftlichen UFO-Forschung stellt sich nun die Frage, ob sie aufgrund dieser plötzlichen und effektiven Publicity lachen oder weinen soll. Das Ziel, wie formuliert von der CFI, ist das richtige. UFO- und Entführungs-Forschung muss aus ihrer belächelten Nische heraus.

Auf Einladung des SFC hat die kalifornische Journalistin Leslie Kean, bekannt durch ihre sachliche UFO-Berichterstattung, einen exzellenten Bericht (13) über die Verfehlung der Scientific Community, das UFO-Phänomen zum Forschungsgegenstand zu machen, geschrieben. Wenn die „Taken“-Werbekampagne dazu beiträgt, dass solche Informationen verbreitet werden, spricht es für den Inhalt der Kampagne. Man kann sich dann über die Beweggründe streiten – ob Aufklärung, kommerzieller Erfolg oder ein anderes Ziel die treibende Kraft ist.

Respekt unter UFO-Forschern hat sich der SFC durch die Organisation eines Symposiums an der George Washington Universität verschafft. Dort diskutierten führende UFO-Forscher und Luftfahrt-Experten über die Möglichkeit interstellarer Reisen und die UFO-Beweislage. (Teilnehmer waren Prof. Dr. Michio Kaku, Prof. Dr. Richard Henry, Prof. Dr. Peter Sturrock, Dr. Jacques Vallee (14), Dr. Bernard Haisch, Ted Roe und John Callahan (15).) Die Washington Post konzentrierte (16) sich zwar auf den ersten Aspekt, machte aber auch klar, dass es wissenschaftliche, privat finanzierte UFO-Forschung gibt und dass viele Wissenschaftler diese Forschung interessiert verfolgen, sie dieses aber nicht öffentlich zugeben.

Der UFO-Veteran Richard Hall war positiv überrascht, dass auf dem Symposium keine Werbung für „Taken“ gemacht wurde. Trotz anfänglicher Skepsis kam es ihm schließlich so vor, „dass jemand beim SFC wirklich daran interessiert ist, eine objektive Untersuchung zu unterstützen.“ Auch wenn dieses den Zuschauerzahlen und dem Profit diene, hätte er damit kein Problem. Dem kann man sich anschließen.

Unterhaltung kennt keine Fußnoten

Einen in seiner Bedeutung noch einzuschätzenden Beitrag leistete der SFC auch zu der Untersuchung des immer noch kontrovers diskutierten Roswell-Vorfalls im Jahr 1947. Nach Meinung vieler UFO-Forscher ist damals in der Wüste von New Mexico ein nichtirdisches Flugobjekt abgestürzt. Für den zweistündigen Dokumentarfilm „The Roswell Crash: Startling New Evidence“ (17) wurden Archäologen der Universität von New Mexico beauftragt, nach heute oberflächlich nicht mehr sichtbaren Aufprallspuren und außerdem nach Trümmerresten, die ein Aufräumkommando damals übersehen haben könnte, zu suchen. UFO-Forscher zeigten den Wissenschaftlern, wo sie zu graben hätten.

Elektromagnetische Leitfähigkeitstests des Bodens ergaben, dass sich an der untersuchten Stelle eine „anomale“ Furche im Boden befände, die sich von topographischen Gegebenheiten „definitiv“ unterscheide. Ein Datenverarbeitungsfehler könne ausgeschlossen werden. Ein Metalldetektor-Scan der vermeintlichen Absturzstelle brachte eine weitere Anomalie zu Tage. Der Leiter des Experiments, der Archäologe Dr. Bill Doleman, sagte, es sähe aus, „als ob metallische Trümmer ins Erdreich gewaschen worden wären“.


Wissenschaftler sieben den Boden an der
mutmaßlichen Absturzstelle in Roswell.
Das Ergebnis bleibt abzuwarten.

Interessanterweise gab es viel mehr Medienberichte, die die Ausstrahlung der Roswell-Doku ankündigten, als später Berichte über den Inhalt des Films. Der Filmkritiker des Seattle Post-Intelligencer kritisierte (18), dass verpasst worden sei, definitive Ergebnisse der Grabung zu veröffentlichen. In der Tat sind Untersuchungsergebnisse der unbekannten Artefakte (dabei handele es sich zunächst um Artefakte wie Nägel oder Glass, die nichts mit den Bewohnern der Region zu tun hätten), die am Grabungsort gefunden worden seien, bisher weder im Film, geschweige denn in einem verfügbaren Journal veröffentlicht worden.

Am Beispiel der Roswell-Doku lässt sich ein Grundproblem der UFO-Forschung darstellen. Echte Forschung bedingt Finanzierung. Staatliche Forschungsgelder stehen für die UFO-Forschung jedoch nicht zur Verfügung. UFO-Forschung gilt als Pseudowissenschaft, von der man besser die Finger lässt. Dabei zeigt die Grabung in New Mexico – wenn auch in einem auch in der UFO-Forschungsgemeinde umstrittenen Fall –, dass praktische UFO-Forschung möglich ist. Auch in Frankreich, wo staatliche Mittel zur UFO-Forschung erst kürzlich eine Bestätigung erfuhren (19), wird die Sache nicht an die große Glocke gehängt.

Also müssen Mittel anders aufgebracht werden. Nur im Idealfall finden sich private Finanziers. So bezahlt das National Institute for Discovery Science (20) mehrere Vollzeitwissenschaftler für UFO- und andere Forschung.

Wenn, wie im Fall der Roswell-Grabung, (lediglich) kommerzielle Interessen die Arbeit bestimmen, besteht die Gefahr, dass Ergebnisse nur der Publicity und nicht der Forschung dienen. Eine „Verwässerung der Quellenlage“ ist jedoch auch nicht zu befürchten. Die vorwissenschaftliche UFO-Forschung hat eine enorme Ressourcen- und Informations-Infrastruktur mit Peer Review-Journalen und einer leidenschaftlichen Forschungsmentalität etabliert. Diese ist der parallel existierenden etablierten Wissenschaft bis heute jedoch nahezu unbekannt. Zumindest wird sie nicht öffentlich akzeptiert und zitiert.

Am Anfang stehen die Betroffenen

Was die Verwendung von realen UFO-Hintergründen in Unterhaltungssendungen angeht, wird „Taken“ nun Meinungen verstärken oder hervorbringen, Berichte von Entführungen durch Außerirdische – oder besser: UFO-Insassen – seien doch von Programmen à la Spielberg beeinflusst.

Diese kurzsichtige Sichtweise ist jedoch nicht neu. Für Jacobs war es 1992 schon nicht gerechtfertigt, Entführungsberichte als etwas abzutun, das der Science Fiction entsprungen sei. Bis 1993 gab es keine Filme, deren Inhalt Entführungsberichten ähnelten. Erst mit „Fire in the Sky“ kam 1993 ein Film heraus, der jedoch auf konkreten Aussagen des potentiell von UFO-Insassen Entführten Waldarbeiters Travis Walton beruht.


Arbeitskollegen von Travis Walton erzählen
übereinstimmend, ein UFO habe ihren Kollegen ins Innere
geholt. Walton bleibt über Tage verschollen und kehrt mit
einer unglaublichen Geschichte zurück.

Die am häufigsten gesehenen Science Fiction-Filme ähnelten Entführungsberichten weder bei Motiven der Außerirdischen noch bei ihren Handlungen. Anders, als bei einem typischen Entführungserlebnis würden Außerirdische in Filmen nie als „unkommunikativ, sich weigernd, Auskunft über ihre Herkunft, ihre Mission oder ihre Methoden zu geben“ beschrieben. Auch würden nie Außerirdische gezeigt, „die ihren menschlichen Opfern Eier und Sperma entnehmen“. In den Filmen hingegen hätten Außerirdische immer irdische Motive. (vgl. Jacobs 1995: 309f)

Das Fazit, das man ziehen kann, ist dass Filme oder Serien nicht verantwortlich gemacht werden können für Berichte über UFOs und ihre Insassen. Am Anfang stehen immer die Berichte der Betroffenen.

Was „Taken“ angeht, bleibt abzuwarten, wann die Serie im deutschsprachigen Fernsehen zu sehen sein wird. BBC hat bereits die Rechte für eine Ausstrahlung in Großbritannien erworben. Der Filmkritiker der Washington Post findet (21) die Serie jedenfalls sehr spannend. „Taken“ verbildliche eine ganze UFO-Subkultur. Die Aliens im Film seien jedoch keinesfalls die freundlichen Nachbarn, die mal eben für eine „Begegnung der Dritten Art“ vorbeischauten.

Der UFO-Forscher Bruce Maccabee hat die Serie auch gesehen. Er musste sich wieder und wieder sagen: Das ist nichts, was wir wirklich wissen. Sein Tipp: „Have Fun!“

Weiterführende Ressourcen

Um sich am Bildschirm über das Entführungsphänomen schlau zu machen, sollte man sich lieber an Dokumentarfilme als an „Taken“ halten. Dr. Mack empfiehlt den Film „Touched“ (22). MUFON-CES empfiehlt Christian Bauers Film „Begegnung der 4. Art – von Ufos entführt“. (23)

Im Internet können die folgenden Seiten als Einstieg in die Materie gelten:

Intruders Foundation. (24) Budd Hopkins’ UFO Abduction Research Organization;
Program for Extraordinary Experience Research. (25) Projekt bei John Mack’s Center for Psychology & Social Change;
International Center for Abduction Research. (26) Forschungsprojekt von David Jacobs.

Links

(1) http://taken.scifi.com/index_flash.html
(2) http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/articles/A43406-2002Nov26.html
(3) http://www.nytimes.com/2002/11/24/arts/television/24KENN.html
(4) http://www.freedomofinfo.org/
(5) http://www.podestamattoon.com/information1496/information.htm
(6) http://www.freedomofinfo.org/news/podesta_transcript.pdf
(7) http://www.cnn.com/2002/TECH/space/10/22/ufo.records/index.html
(8) http://www.presidentialufo.com/john_podesta.htm
(9) http://www.podestamattoon.com/staff1497/staff_show.htm?doc_id=19303
(10) http://www.podestamattoon.com/staff1497/staff_show.htm?doc_id=19246
(11) http://www.scifi.com/scifiwire/art-sfc.html?2002-10/23/12.30.sfc
(12) http://www.freedomofinfo.org/poll.html
(13) http://www.freedomofinfo.org/news/science_research.pdf
(14) http://www.nidsci.org/articles/vallee.html
(15) http://www.scifi.com/symposium/callahansummary.pdf
(16) http://www.mkaku.org/wash.html
(17) http://www.scifi.com/roswellcrash/
(18) http://seattlepi.nwsource.com/tv/96685_tv22.shtml
(19) http://www.ufocom.org/pages/v_fr/m_news/Figaro_201102/Figaro.htm
(20) http://www.nidsci.org/
(21) http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/articles/A61897-2002Dec1.html
(22) http://www.blinddogfilms.com/touched/splash.html
(23) http://www.tangramfilm.de/archiv/Begegnung_der_4.Art/rechts.html
(24) http://www.intrudersfoundation.org/
(25) http://centerchange.org/peer/
(26) http://www.ufoabduction.com/

Bibliographie

COMETA (1999): Les OVNI et la defense. A quoi doit-on se préparer?. Paris: GS Presse.
Harder, James A. (1979): Are there patterns in UFO abduction cases?. Journal of UFO Studies, old series, Vol.1, S.93-97.
Hynek, J. Allen (1979): UFO. Begegnungen der ersten, zweiten und dritten Art, 3. Ausgabe. München: Goldmann.
Jacobs, David M. (1995): Geheimes Leben. Rottenburg: Kopp.
 

Hannes la Rue ist Mitglied der Gesellschaft zur Untersuchung von anomalen atmosphärischen und Radar-Erscheinungen (MUFON-CES). MUFON-CES hat sich zum Ziel gesetzt, die Diskussion über UFOs auf ein wissenschaftliches Niveau anzuheben und die Kollegen über dieses Phänomen zu informieren. Die Arbeitsweise ist die pragmatischer Skeptiker und besteht im überprüfen von Augenzeugenberichten, im Aufstellen von Erklärungsmodellen und in der Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern im In- und Ausland. Die Grundüberzeugung der Mitglieder ist, dass es Phänomene gibt, die nicht identifiziert werden können. Eine Erklärung für diese kann noch nicht abgegeben werden.



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