Bericht des Ausschusses für Energie, Forschung und Technologie über den Vorschlag zur Schaffung eines europäischen Beobachtungszentrum für "UFOS"
EUROPÄISCHES PARLAMENT
Sitzungsdokumente - Ausgabe in deutscher Sprache, 2.Dezember 1993 A3-0389/93 | Berichterstatter: Herr Tulio REGGE

[PDF-Dokument herunterladen | 72 KB]


In seiner Sitzung vom 25.01.1991 gab der Präsident des Europäischen Parlaments bekannt, dass er den Entschließungsantrag von Herrn Di Rupo zur Schaffung eines Europäischen Beobachtungszentrums für "UFOS" (B3-1990/90) gemäss Artikel 45 der Geschäftsordnung an den Ausschuss für Energie, Forschung und Technologie als federführenden Ausschuss überwiesen hat.

Der Ausschuss für Energie, Forschung und Technologie beschloss in seiner Sitzung vom 29.01.1991, einen Bericht auszuarbeiten und benannte Herrn Tullio Regge als Berichterstatter.

Er prüfte den Berichtsentwurf in seinen Sitzungen vom 20. Januar 1992, 25. März 1992, 23. April 1992, 25. Juni 1992, 15. Februar 1993, 28. September 1993 und vom 29. November - 1. Dezember 1993.

In der letztgenannten Sitzung nahm er den Entschließungsantrag einstimmig an.

Bei der Abstimmung waren anwesend die Abgeordneten Desama, Vorsitzender; Adam und De Gaulle, stellvertretende Vorsitzende; Regge, Berichterstatter; Bettini, Breyer, Herve, Lannoye, Laroni, Linkohr, Robles Piqür, Samland (in Vertretung d. Abg. Schinzel), und Seligman.

Der Bericht wurde am 2. Dezember 1993 eingereicht. Die Frist für die Einreichung von Änderungsanträgen wird im Entwurf der Tagesordnung für die Tagung angegeben, auf der der Bericht geprüft wird.

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG zum Vorschlag für die Schaffung eines Europäischen Beobachtungszentrums für "UFOS"

Das Europäische Parlament,

A. in Erwägung der Tatsache, dass seit mehr als einem halben Jahrhundert in der Öffentlichkeit Verwirrung über die ständige Beobachtung von unbekannten Flugobjekten herrscht,

B. unter Hinweis darauf, dass es für die große Mehrheit dieser Beobachtungen eine rationale Erklärung gibt, auf die die Öffentlichkeit nur selten aufmerksam gemacht wird, und in Anbetracht der Notwendigkeit zuverlässigerer und wahrheitsgemäßerer Informationen,

C. in Erwägung der Tatsache, dass sich der unkontrollierte parawissenschaftliche Glaube an solche Phänomene in breiten Schichten der Öffentlichkeit, und vor unter unter gebildeten Personen, immer stärker ausbreitet,

D. unter Hinweis auf das über zehnjährige Bestehen des SEPRA Frankreich (Service d'Expertise des Phenomenes des Rentrees Atmospheriqüs), einer Abteilung des CNES (Centre National d'Etudes Spatiales de Toulouse), das in enger Zusammenarbeit mit der französischen Gendarmerie und Luftwaffe seit Jahrzehnten eine systematische Forschungs- und Kontrolltätigkeit im Bereich der Wahrnehmung von "UFOS" ("Unidentified Flying Objects") ausübt,

1. schlägt vor, den SEPRA innerhalb der EG als ständigen Ansprechpartner für UFO-Fragen zu betrachten und ihm einen Status zu verleihen, der es ihm ermöglicht, im gesamten Gemeinschaftsgebiet Untersuchungen durchzuführen. Die Mittel für etwaige zusätzliche Belastungen aufgrund der erweiterten Rolle des SEPRA können durch Vereinbarungen zwischen der französischen Regierung und den anderen EG-Mitgliedstaaten oder, falls erforderlich und mit Zustimmung der betroffenen Regierungen, direkt zwischen dem SEPRA und anderen Forschungsinstituten bzw. -organisationen in der EG aufgebracht werden;

2. beauftragt seinen Präsidenten, diese Entschließung der Kommission, dem Rat, der Vertretung Frankreichs bei den Europäischen Gemeinschaften sowie dem Centre National d'Etudes Spatiales de Toulouse zu übermitteln.

Begründung

Die Beobachtung von UFOS (unbekannte Flugobjekte) ist kein neues Phänomen, sondern hat zahlreiche historische Vorläufer.

Allerdings setzte das soziale Phänomen, das die Forderungen nach einer Begutachtung laut werden ließ, vor etwa einem halben Jahrhundert in den Vereinigten Staaten ein, als der Privatpilot Kenneth Arnold in der Nähe des Mount Rainier die ersten UFO-Beobachtungen machte (24. Juni 1947), und erreichte mit der Veröffentlichung des Berichts Condon, besser bekannt als "Blue Book" (Oktober 1966), ein Höchstmass an weltweitem lnteresse.

Diese Beobachtungen wurden gewöhnlich der Anwesenheit von Außerirdischen oder Besuchern von anderen Planeten zugeschrieben und erst in zweiter Linie der Entwicklung neuer Technologien durch die Großmächte. Nachfolgend soll auf die einzelnen Aspekte des UFO-Phänomens kurz eingegangen werden.

1. Militärische Geheimnisse

Diese These ist kaum haltbar; sie ist lediglich in einigen ganz besonderen Fällen und nur für kurze Zeit von Belang. Was in den fünfziger Jahren als fortschrittliche Technologie galt, die strikter Geheimhaltung unterlag, ist es heute, nach einem halben Jahrhundert, sicherlich nicht mehr. Militärische Geheimnisse können unmöglich auf unbestimmte Zeit solche bleiben. Auch die Atombombe ist kein Geheimnis mehr, und der im Radar nicht wahrnehmbare amerikanische Stealth-Bomber ist es nur noch teilweise. Auch die belgische Luftwaffe schließt aus, dass der Stealth-Bomber bei der Welle von Beobachtungen in Belgien irgendeine Rolle gespielt habe.

2. Fremde Zivilisationen

Dies ist die gängigste These, die mit der extraterrestrischen These (ET) gleichzusetzen ist.

Eine vermutete außerirdlsche Zivilisation könnte von Planeten des Sonnensystems kommen oder anderen Gerüchten zufolge auch von Sternen, die der Sonne näher sind.

Bei der Erforschung des Planeten Venus mit Hilfe von Sonden in den letzten Jahrzehnten ergab sich eine stark zerklüftete Oberfläche, die von einer fast ausschließlich aus Kohlendioxyd bestehenden Atmosphäre bedeckt ist, die die Umgebungstemperatur auf über 450°C hält. Der Planet Merkur hat kaum eine Atmosphäre und ist wegen seiner Nähe zur Sonne extrem heiß. Der Mars ist fast völlig kartografiert, ohne dass man jedoch Spuren einer technologischen Zivilisationen gefunden hätte, die sich H.G. Wells ausgedacht hat. Keiner der Planeten des Sonnensystems scheint eine technologische Zivilisation zu beherbergen, die in der Lage wäre, dle Erde durch eine UFO-Flotte unter Kontrolle zu halten. Es ist allerdings nicht ausgeschlossen, dass die Außerirdischen im Asteroidengürtel eine Basis errichtet haben, doch lässt sich diese Theorie durch nichts belegen.

Unser Wissen über die benachbarten Sterne ist sehr gering. Die enormen logistischen Schwierigkeiten einer interstellaren Verbindung dürften jedoch offenkundig sein. Die Entfernung zum Alpha Centauri (4,3 Lichtjahre) beträgt mehr als 40.000 Milliarden km. Eine Sonde die 30 km/s zurücklegen würde, das äußerste unserer technischen Möglichkeiten würde für die Strecke mehr als 42.000 Jahre brauchen. Das Orionprojekt sah den Bau eines riesigen, durch Wasserstoffbombenexplosionen angetriebenen Raumschiffes vor, dessen Höchstgeschwindigkeit dennoch nicht 3.000 km/s überschritten hätte. Für die Reise bis zum Alpha Centauri hätte sie immer noch ein halbes Jahrhundert gebraucht. Das Orionprojekt oder andere Antriebsarten unter Verwendung von Antimaterie sind also für UFO-Beobachtungen nicht besonders geeignet.

Funksignale, die einen Hinweis auf das Vorhandensein außerirdischer intelligenter Wesen geben würden, sind bisher nicht aufgefangen worden.

Nacht für Nacht beobachten Tausende von professionellen und Amateurastronomen sowie militärische Aufklärungsdienste den Himmel und fotografieren ihn. Fast alle Bilder sind bislang mehr oder weniger stark von 9.000 Satellitenteilen, die sich in der Erdumlaufbahn befinden, beeinträchtigt, aber auf keinem wurde ein fremdes Raumschiff festgehalten, das zweifelsfrei zu erkennen gewesen wäre.

3. Die Supertechnologien

Den verschiedenen Einwänden halten die Verfechter der Hypothese der Existenz außerirdischer Zivilisationen entgegen, das es sich um Besucher handelt, die über eine so fortschrittliche Technologie verfügen, dass die unsere im Vergleich dazu vorsintflutlich wirkt. Eine Antwort auf diese Argumente ist insofern unmöglich, als diese die Debatte in einen Bereich verlagern, in dem jedes wissenschaftliche Argument gegen die aufgestellte These absichtlich für nicht stichhaltig erklärt wird. Der Ausschuss für Energie, Forschung und Technologie muss vermeiden, in Debatten dieser Art hineingezogen zu werden, in denen wissenschaftlichen Experten die Kompetenz abgesprochen wird, von denen aber gleichzeitig und ziemlich inkonsequent Unterstützung und Bestätigung für vorgefasste Thesen erwartet wird. Außerdem liegt die Beweislast bei demjenigen, der behauptet, dass es außerirdische Wesen gibt, und nicht bei demjenigen, der auch weiterhin daran zweifelt. Weniger vernünftig erscheinen verschiedene detailliertere Behauptungen, wonach die Außerirdischen ein Antriebssystem entwickelt haben sollen, das auf der MHD (Magnethydrodynamik) beruht, ähnlich der, die versuchsweise von den Japanern als Antrieb im Meer erprobt wird.

4. Die Rolle der Massenmedien

Ständig werden Bücher über UFOS veröffentlicht, die deren Auftreten durch Tausende von Beobachtungen für gesichert halten. Durch die Massenmedien werden wir in regelmäßigen Abständen mit Meldungen über solche Beobachtungen überflutet. Hierzu ist folgendes zu sagen:

Ein erheblicher Prozentsatz der Bevölkerung auch in den Industrieländern glaubt an die These von den Außerirdischen (Extraterrestrischen). Die Verfechter der ET-These bilden ein weites Meinungsspektrum, die von den "Kontaktgläubigen", d.h. jenen, die nähere Begegnungen der dritten Art für ein feststehendes Faktum halten und als Routineangelegenheit betrachten, bis hin zu seriösen UFO-Forschern, die sich für das Phänomen interessieren, jedoch ohne vorgefasste Meinungen an die Frage herangehen. Die Verfechter der ET-These bringen die UFOS in Verbindung mit paranormalen Phänomenen und bilden praktisch eine mystische Gemeinschaft, die sich jeder Form einer wissenschaftlichen Kontrolle, die vorgefertigte Thesen nicht abzusegnen bereit ist, entzieht.

So ist es also keineswegs verwunderlich, wenn sich eine hohe Zahl von angeblichen Beobachtungen als Betrug oder als Ausgeburt der Phantasie entsprechend begabter Journalisten erweist.

So fand beispielsweise die Meldung ein gewisses Echo, wonach am 9.Oktober 1989 im Park von Woronesch, einer russischen Stadt, eine fliegende Untertasse in Form einer Banane gelandet sei und ihr Außerirdische von drei Meter Größe entstiegen seien. Laut einem gewissen Professor Silanow seien die Russen mit den Außerirdischen in telepathischen Kontakt getreten und hätten sie auch im ultravioletten und infraroten Spektrum fotografiert. Der Vorfall erscheint grotesk und völlig unglaubwürdig und wurde sicherlich von Science-Fiction-Erzählungen und -Comics inspiriert, jedoch leider von zahllosen Zeitungslesern ernstgenommen. Bedauerlicherweise ist dies nur einer der unzähligen Fälle, über die von den Massenmedien ausführlich berichtet wurde und die zur Verwirrung und Verunsicherung der Bevölkerung beitraqen. In Spanien bewegt seit 1970 immer noch der Fall des Planeten Ummo die Öffentlichkeit. Ein 1975 von Rafäl Farriols und Antonio Ribera in Spanisch veröffentlichtes Buch mit dem Titel "Un caso perfecto" liefert Beweise für die Landung eines UFOs in San Jose de Valderas in der Nähe von Madrid, darunter eine Fotografie, die sich bei einer eingehenderen Untersuchung als grobe Fälschunq herausstellte. Die Ummo-Affäre gehört zu den schlimmsten Albernheiten, die sich um das UFO-Phänomen ranken, muss aber dennoch wegen der Hartnäckigkeit des Gerüchts und des Aufwands an Mitteln, um es am Leben zu erhalten, bedenklich stimmen.

Es wäre ein schwerwiegender Fehler, die Auswirkungen solcher Gerüchte, Lügengeschichten und verdrehter Informationen auf ein Publikum zu unterschätzen, das nur all zu gerne bereit ist, sie zu glauben. Nach einem jüngst erschienenen Artikel von J.F. Augereau in "Le Monde" (Les chemins detournees de la science, 17.02.1993), der sich auf eine Umfrage des CNRS stützt, ist ein erheblicher Prozentsatz und teilweise die Mehrheit der gebildeten Franzosen von der Stichhaltigkeit verschiedener parawissenschaftlicher Theorien überzeugt, in denen sich im Science-Fiction-Bereich beliebte Themen mit zurechtgezimmerten und verdrehten Interpretationen der Tatsachen vermischen oder dadurch ihre Wirkung erzielen. An erster Stelle stehen dabei die UFOs. Es liegt nahe, dass sich die Ergebnisse der CNRS-Umfrage auf die gesamte EG und und letztlich auch auf die gesamte industrialisierte Welt übertragen lassen.

Die soziale und schließlich politische Botschaft, die sich aus diesen Beurteilungen ergibt, dürfte mehr als klar sein.

Es ist nicht Aufgabe des Parlaments, sich zu UFOs zu äußern. Es muss dagegen rechtzeitig eingreifen, um zu garantieren, dass die Öffentlichkeit korrekt informiert wird. Wird nicht rechtzeitig gehandelt, dann könnte das nächste Jahrhundert keineswegs ein wissenschaftliches Jahrhundert werden, sondern statt dessen den Beginn eines neuen Mittelalters im Stile Hollywoods einläuten. Die eigentliche Gefahr stellen nicht die Außerirdischen, sondern schlecht informierte Menschen mit einer zu blühenden Phantasie und Politiker dar, die sich nicht im klaren über die Probleme sind, die durch eine unkontrollierbare und in mystischen und parawissenschaftlichen Ideologien gefangene öffentliche Meinung ergeben. Der Verdacht erscheint zulässig, dass hinter anhaltenden Wellen von Beobachtungen wie im Fall Ummo und bei den Ereignissen in Belgien Organisationen stehen, die die Absicht verfolgen, die Gläubigkeit der Massen für politische Zwecke zu manipulieren.

5. Vielfältige Erklärungen

Der SEPRA (Service d'Expertises des Phenomenes des Rentrees Atmospheriqüs) ist eine Abteilung des CNES (Centre Nationale d'Etudes Spatiales) in Toulouse in Frankreich. Er wird vom französischen Staat finanziert, beschäftigt sich seit Jahren mit der Beobachtung von UFOS und führt auf Ersuchen der Polizei und anderer staatlicher Stellen nach streng wissenschaftlichen Verfahren Untersuchungen durch. Nach Angaben des SEPRA sind 1 % der Beobachtungen auf einen Scherz zurückzuführen. In 20 % der Fälle kommt man schnell zu einem rationalen Schluss, in 40 % sind die Angaben unvollständig, aber mit einer Erklärung aufgrund gut bekannter Phänomene lösbar. Bei den übrigen 40 % der Fälle bleiben starke Unsicherheiten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass in der Zukunft unerwartete, und im Rahmen der bekannten physikalischen Gesetze völlig erklärbare atmosphärische Phänomene entdeckt werden, deren seltenes Auftreten doch bisher eine systematische Untersuchung verhindert hat.

Durch die Wirkung der Strahlenbrechung kann der Planet Venus bei Sonnenuntergang einem fliegenden UFO gleichen. Andere Beobachtungen waren auf Ballonsonden oder eine anomale Reflektion des Sonnenlichts auf Eiswolken in großer Höhe zurückzuführen im November 1986 wurde in Frankreich sogar durch den Mond eine Beobachtungswelle ausgelöst.

Eines der Bücher, die der Berichterstatter erhalten hat, enthält eine schwärmerische theologische Interpretation der UFOs, und als Beweis werden gut 38.000 Beobachtungen angeführt. Die Zahl könnte zutreffen, wenn man unkritisch alle in den Massenmedien gemeldeten, wenn auch noch so verrückten Beobachtungen gelten ließe, müsste aber erheblich reduziert werden, wenn man sich auf wenige ungelöste Fälle beschränkt. Tatsächlich untersuchte der SEPRA während seiner etwa fünf zehnjährigen Tätigkeit ca. 2.300 Fälle. Hierzu ist zu bemerken, dass sich die Tätigkeit der SEPRA lediglich auf das französische Territorium erstreckt.

Im Vergleich dazu löste eine Reihe von Wahrnehmungen, die ab Ende 1989 in Belgien gemacht wurden, ein erhebliches Echo aus. Die SOBEPS, die belgische Gesellschaft, die sich mit dem Phänomen beschäftigt, analysierte bislang ca. 1.500 Fälle. Verschiedene Merkmale der Erscheinung lassen größtmögliche Zurückhaltung bei dem Versuch geboten erscheinen, diese Ereignisse als Beweis für die ET-These anzuführen.

Es gibt keine allgemeingültige Erklärung für die UFOs; eine zufriedenstellende Lösung für bestimmte Beobachtungen kann es nur geben, wenn wir uns klar machen, dass diese Erscheinungen höchst unterschiedliche Gründe haben können, die gar nichts miteinander zu tun haben, zumindest soweit es sich um den Planeten Venus und die Ballonsonden handelt.

Eine zweite Schlussfolgerung ist die, dass die wenigen verbliebenen unerklärlichen Beobachtungen (ca. 4%) im wahrsten Sinne des Wortes für UFOS (unbekannte Flugobjekte) gehalten werden müssen nur weil vorläufig oder vielleicht auch zufällig eine Erklärung noch fehlt, können wir die Erscheinung nicht als sicheren Beweis und auch nicht als Indiz für die Existenz von Außerirdischen ansehen, die über erheblich höhere technische Fähigkeiten als wir verfügen. Es bleibt jedoch Aufgabe der Wissenschaft, die Erforschung dieser Vorgänge fortzusetzen, um zu einer befriedigenden Erklärung zu gelangen.

6. Zusammenhang zwischen Film und Fernsehen und den Beobachtungen

Verdächtig ist schließlich auch, dass in der Vergangenheit einige Male ein zeitliches Zusammentreffen einer ganzen Flut von UFO-Erscheinungen mit erfolgreichen Filmen oder Sendungen beobachtet werden konnte.

Der Drehbuchautor und Regisseur Orson Welles wurde berühmt mit seiner Radiosendung im Jahr 1938, in der er, inspiriert durch den berühmten Roman von H.G.Wells "Krieg der Welten", über die Landung von UFOs mit Außerirdischen in einer ländlichen Gegend in New Jersey unweit von Princeton berichtete. Die Sendung verursachte Massenpanik und -hysterie. Der Film von Spielberg "Unheimliche Begegnung der dritten Art" steht - nicht nur zeitlich - im Zusammenhang mit anderen Wahrnehmungen. Die kürzlich in Belgien aufgetauchten Bilder von UFOs, die auch von vielen Zeugen beschrieben wurden, weisen in der Tat eine gewisse Ähnlichkeit mit jenen auf, die der Phantasie Spielbergs entsprangen. Die Anhänger die ET-Theorie behaupten, dass der Regisseur selbst von den Beschreibungen von Begegnungen der dritten Art beeinflusst worden sei.

In jedem Fall wäre es der Mühe wert, eine historisch- soziologische Untersuchung durchzuführen, um zu ermitteln, inwieweit die Phantasie der Bevölkerung durch die Massenmedien beeinflusst wird.

7. Ähnlichkeit mit Phänomenen der Volksfrömmigkeit

Schließlich steht auch die große Zahl der Madonnenerscheinungen, zu denen es selbst außerhalb traditionell katholischer Gegenden gekommen sein soll, in starker Analogie zu den UFO-Erscheinunqen und ist als deren mystische und religiöse Version zu sehen. Bemerkenswerterweise wird aber lediglich eine verschwindende Anzahl dieser Erscheinungen, im Grunde nur die inzwischen klassischen von Lourdes und Fatima und andere weitaus ältere, von der Amtskirche anerkannt. Es wurden bereits Fälle von gemeinsamen Erscheinungen der Madonna und von UFOs bekannt.

8. Die jüngste Flut von Erscheinungen in Belgien

Eine kürzlich erschienene Veröffentlichung einer belgischen Gesellschaft (SOBEPS), deren Mitglieder sich dem Studium von UFOs widmen, berichtet von zahlreichen Aussagen über Erscheinungen von UFOs in dreieckiger Form, die sich in erster Linie auf die Region Lüttich, Eupen und Verviers konzentrierten und gleichzeitig über Radarkontakte der belgischen Luftstreitkräfte mit Objekten, die sich mit außerordentlich hoher Geschwindigkeit und Beschleunigungen von 40 g bewegten.

Der Beitrag von General Brouwer zum Buch der SOBEPS enthält jedoch außer Lobeshymnen auf die Arbeit der Mitglieder der Gesellschaft vor allem auch Erläuterungen zu den Gründen, warum von den Radaranlagen und den militärischen Aufklärungsflugzeugen keine UFOs aufgespürt wurden. Im wesentlichen wären die von den UFOs ausgestrahlten Lichtsignale wegen der im allgemeinen sehr starken künstlichen Beleuchtung in Belgien von oben nicht zu erkennen. Schließlich seien die Radargeräte mit automatischen Kontrollsystemen bestückt, die Signale von Quellen mit zu geringer Geschwindigkeit ausfiltern, die meistens undefinierbar sind und nur zu Verwirrung und Störungen führen. Da die Mehrzahl der belgischen UFOs offenbar in äußerst geringer Höhe und mit geringer Geschwindigkeit fliegt, ist es zu keinen Beobachtungen gekommen, auf die sich eine ernsthafte Diskussion stützen könnte; ebenso wenig wie die von der Erde aus gemachten Beobachtungen mit den Radarkontakten bei hoher Geschwindigkeit in Verbindung gebracht werden können.

Von vorneherein ist die Wahrscheinlichkeit von Kontakten zu Außerirdischen sicherlich weit geringer als die Erklärung durch andere Gründe, einschließlich des organisierten Treibens von durch Spielberg inspirierten Spaßvögeln, oder aber - viel wahrscheinlicher - des bewussten Versuchs der Verwirrung der Öffentlichkeit durch Organisationen, die über beträchtliche Mittel verfügen, beispielsweise ein mit einer leistungsfähigen Elektronik ausgestattetes Luftschiff, die in der Lage ist, Radarwellen mit einer Frequenzverschiebung, die einem Doppler-Effekt gleichkommt, zu reflektieren. Bemerkenswert ist, dass alle Wahrnehmungen innerhalb Belgiens gemacht wurden, mit (meines Wissens) einer einzigen Ausnahme (5. September 1991) in Frankreich, jedoch sehr nahe der belgischen Grenze. Nach dem Ende des Golfkrieges wurden keinerlei Vorfälle mehr bekannt. Der Berichterstatter ist sehr wenig von den Außerirdischen überzeugt, die sich übereifrig für politische Grenzen interessieren.

9. Unbekannte atmosphärische Phänomene

Schließlich gibt es andere Beobachtungen über leuchtende "Stop-and-Go"-Objekte, die in der Lage sind, sich mit großer Geschwindigkeit und äußerst starker Beschleunigung zu bewegen. Diese Objekte könnten mit noch unbekannten atmosphärischen Erscheinungen in Verbindung gebracht werden. Der Berichterstatter hat eine Vielzahl von Augenzeugen getroffen und interviewt, darunter auch Physikerkollegen, die Kugelblitze beobachtet haben, deren Ursprung und Mechanismus im übrigen im dunkeln liegen.

Niemand behauptet, dass diese Erscheinungen von Außerirdischen verursacht würden oder ein Beweis für das Vorhandensein paranormaler Phänomene seien; sie hängen vielmehr unverkennbar mit dem normalen Blitzschlag bei Gewittern zusammen.

Es wäre arrogant, a priori auszuschließen, dass es andere bislang unvermutete atmosphärische Phänomene gibt, für die es aber in Zukunft eine zufriedenstellende und höchst interessante Erklärung geben kann und die der Grund für UFO-Erscheinungen sein könnten.

Unter den bekanntesten und meistdiskutierten Ereignissen dieser Art erregte auch das UFO von Turin (30. November 1976) internationales Aufsehen. Dabei erschien ein leuchtendes Objekt wie aufgehängt über der Stadt, das von zahlreichen Beobachtern am Boden und von Piloten der Zivilluftfahrt wahrgenommen wurde.

10. Zeugenbefragung

Zwecks konkreter Klärung hat der Berichterstatter alle Piloten von Verkehrsflugzeuqen, mit denen er die Möglichkeit zu einem Gespräch hatte, gefragt, ob sie jemals UFOs gesehen hätten. In der Tat ist ein Gerücht im Umlauf, wonach solche Erscheinungen für diese Piloten praktisch zur Routine gehören und die große Mehrheit fest von der Existenz von Außerirdischen überzeugt sei. Dieses Gerücht entbehrt jeglicher Grundlage.

Als einziger von hunderten Befragten hat ein Flugbegleiter der Alitalia mir eine Begegnung mit einem UFO während eines Flugs auf der Strecke Rom-Venedig beschrieben. Aufgrund eines heftigen Wolkenbruchs konnte das Flugzeug damals nicht auf dem Flughafen Tessera landen, sondern musste den Flughafen Ronchi anfliegen. Bei der Anflugphase wurde das Flugzeug von drei leuchtend grünen Kugeln begleitet, deren geschätzte Entfernung etwa 100 Meter betrug. Diese Kugeln hinterließen auch Spuren auf dem Bodenradar und wurden von den Passagieren gesehen.

In diesem Fall, der anderen anderswo registrierten gleicht, gibt es keinen Grund, die Glaubwürdigkeit des Zeugen anzuzweifeln. Allerdings legt der gleichzeitige Wolkenbruch die Vermutung nahe, dass es sich hier um ein seltenes meteorologisches Phänomen der Art wie in Abschnitt 9 beschrieben, gehandelt hat, und ferner ist hinzuzufügen, dass der SEPRA auf weitere derartige Beobachtungen aufmerksam gemacht worden ist.

Schließlich wurde in der Nähe von Mailand von zwei Bekannten des Berichterstatters, passionierten Sternenbeobachtern, bei der nächtlichen Betrachtung eines Meteoritenschwarms eine Wahrnehmung gemacht. Plötzlich wurde der Himmel von einem sehr großen Körper verdunkelt, aus dessen Rückwand grünliche Flammen kamen, die sich langsam bewegten. Diese Beobachtung erregte seinerzeit ein gewisses Aufsehen in der Gegend. Die vom Berichterstatter interviewten Zeugen haben die Möglichkeit eines Scherzes mittels eines Ballons und einfacher Theatertricks keineswegs ausgeschlossen.

11. Luftstreitkräfte in der EG

Der Berichterstatter hat im übrigen alle Luftstreitkräfte der Mitgliedstaaten der EG angeschrieben und nur vom Generalstab der italienischen Luftwaffe eine erschöpfende Antwort erhalten, nebst einem nicht der militärischen Geheimhaltung unterliegenden Verzeichnis aller im letzten Jahrzehnt registrierten Erscheinungen. 1982 wurde mit 32 Beobachtungen der Höchstwert erreicht. Im allgemeinen scheinen sich die UFO-Beobachtungen entlang der italienischen Küsten zu verdichten. Die Broschüre enthält keine Erklärungen über die Art der UFOS und berichtet jedenfalls nicht von Beobachtungen durch militärisches Personal; es handelt sich wohl eher um eine Auflistung verschiedener von der italienischen Luftwaffe gesammelter Zeugenaussagen.

Die französische Luftwaffe hat in einem höflichen Schreiben den Berichterstatter gebeten, sich mit dem SEPRA in Verbindung zu setzen, mit dem sie seit langem aktiv zusammenarbeitet.

Die übrigen Luftstreitkräfte haben entweder nicht geantwortet oder die Aufforderung mit der Begründung abgelehnt, dass diese Daten unter das militärische Geheimnis fielen (Spanien) und auf jeden Fall nicht besonders relevant seien, oder aber, dass das Amt, an das ich mich gewandt hatte, in dieser Sache nicht zuständig sei (Bundesrepublik Deutschland), ohne jedoch anzugeben, welche Dienststelle hierfür zuständig wäre. Unlängst haben die spanischen Luftstreitkräfte die militärische Geheimhaltung aufgehoben und eine Liste von Beobachtungen veröffentlicht, von denen eine eine gewisse Ähnlichkeit mit dem zuvor erwähnten Fall Alitalia besitzt. Die Luftstreitkräfte aller Länder haben jahrelang die Geheimhaltung von UFO-Beobachtungen wegen der - wie sich in der Folge zeigte, völlig unbegründeten - Befürchtung, diese Erscheinungen hingen mit Geheimwaffen der UdSSR zusammen, aufrechterhalten. Letztere hat ihrerseits aus denselben Gründen die in ihrem Besitz befindlichen Daten geheimgehalten.

12. Schlussfolgerungen

Was nun die Frage betrifft, ob ein Beobachtungszentrum zur Koordinierung der UFO-Erscheinungen angezeigt ist, so sei noch einmal hervorgehoben, dass der SEPRA seit Jahren gerade in diesem Bereich tätig ist. Die SOBEPS ist eine private Organisation, die besondere Vereinbarungen mit der belgischen Luftfahrt getroffen hat.

Es könnte jedoch nützlich sein, ein zentrales Büro einzurichten, dass die Informationen über UFOS in der gesamten EG sammelt und koordiniert. In erster Linie könnte es der Flut unkontrollierter Gerüchte entgegentreten, welche die Öffentlichkeit verunsichern, und Anlaufstelle für die zahlreichen Beobachtungen dieser Art werden, wie in dem jüngsten Fall des spektakulären Absturzes eines Meteoriten über der Adria oder eines russischen Cosmos in Frankreich. Schließlich könnte ein solches Zentrum über das Vorhandensein und die Art seltener Phänomene wichtige Erkenntnisse beisteuern und sich auf bereits vorhandene Organisationen stützen. Da der SEPRA bemerkenswerte Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt hat, wäre die logische und nicht kostspielige Konsequenz, ihm eine europäische Rolle und einen europäischen Status zu verleihen, der es ihm ermöglichen würde, Untersuchungen und Informationsaktionen in der gesamten EG durchzuführen.