12. August 2002

M U F O N - C E S   N E W S

Die Nutzung des Materials ist ohne Einschränkung gestattet.

Ist das Objekt auf der ukrainischen Flugshow nur ein versehentlich gestarteter Lenkflugkörper?

von Dieter Schall, Gerd Geitz und Hannes la Rue

Bei dem „mysteriösen Objekt“ (1), das den Absturz einer SU-27 bei einer Flugshow in Lwiw, Ukraine am 27. Juli verursacht haben soll, handelt es sich nach Informationen des französischen Journalisten Bernard Thouanel um eine versehentlich gestartete Boden-Luft-Rakete. Das berichtet die belgische Organisation UFOCOM (2). Die Rakete habe „auf dem Gelände“ der Flugshow abgehoben und sei nicht mit einem Sprengkopf bestückt gewesen. Thouanel bestätigte MUFON-CES, dass er die Informationen direkt aus hohen Kreisen der Ukrainischen Luftwaffe habe.

Unklar bleibt bei dieser Erklärung, warum die vermeintliche Rakete des Typs SA-7/SA-12/17 „Strela“ keinen deutlich sichtbaren Abgasstrahl hinter sich herzieht. Allerdings spricht die Geometrie des Objektes – das Verhältnis von Länge zu Durchmesser – für einen Lenkflugkörper. Nach MUFON-CES vorliegenden Informationen ist inzwischen eine Task Force des Luftfahrtbundesamtes (LBA) aus der Ukraine zurückgekehrt. Sie haben das Videomaterial gesichtet und seine Echtheit bestätigt. Eine Erklärung für das Objekt haben sie allerdings nicht.
 

Lenkflugkörper "Strela"?
(Quelle: DEGUFO)

Lenkflugkörper "Stinger"
(Quelle: FAS)

MUFON-CES ist sich mit dem Luftfahrt-Fachjournalisten Thouanel darin einig, dass der Absturz des Jets nichts mit dem Objekt im Bild zu tun hat: Die Ursache des Absturzes scheint ein Pilotenfehler zu sein. Man kann sehen, dass das riskante Flugmanöver zu einem Strömungsabriss durch einen extrem scharf kalkulierten Abfangbogen führte. Bei einem Strömungsabriss („stall“) kommt es an den Tragflächen zum Zusammenbruch der „Auftrieb“ genannten Luftkraft und das Flugzeug „kippt über eine Tragfläche zur Seite ab“. Im vorliegenden Fall kippte die Suchoi nach links, als sie schon fast parallel zum Boden flog und raste in die Menschenmenge. Dabei starben mindestens 84 Menschen. Thouanel glaubt, dass die Piloten nicht freiwillig die Schleudersitze betätigt haben. Diese seien vermutlich erst automatisch ausgelöst worden, als das Flugzeug den Boden berührte.

Wie „RTL Explosiv“ am 7. August berichtete, handelt es sich bei den beiden Videos um unabhängige Aufnahmen des selben Objekts von zwei verschiedenen Personen. Damit scheidet die Insekten-Hypothese (3) von Werner Walter (CENAP) aus. Auch die Aussage, für schultergestartete Boden-Luft-Raketen sei es die „leichteste Übung“ (4), einen Jet „im Nahbereich vom ‚Himmel zu putzen’“, ist schlicht falsch.

Lenkflugkörper (Lfk) wie die russische „Gremlin“ (5), das Pendant zur amerikanischen „Stinger“ (6),  sind mit einem Infrarot-Zielsuchkopf ausgestattet, der sich nach einem bestimmten Lenkgesetz dem Ziel nähert. In der Nähe des Zieles wird durch einen Annäherungssensor die kritische Entfernung zum Ziel festgestellt und der Sprengkopf gezündet. Die Explosion von Splittern führt dann zur Beschädigung des Flugzeuges. Allerdings sind gerade IR-Zielsuchköpfe in Bodennähe störanfällig – erst recht bei der „Strela“ –, da zu viele Stör- und Fehlerquellen überall verteilt sind, auch wenn der IR-Sensor auf das Strahlungsspektrum des warmen Flugzeuges ausgelegt ist.

Derartige Lenkflugkörper sind sehr schnell, mit einer Machzahl deutlich über 1. Sie sind von vorneherein konzipiert und optimiert auf den so genannten Gegenschuss – also dem Ziel entgegen. Treffer querab fliegender Flugzeuge sind für solche Systeme generell problematsich, da dann vom Lfk eine sehr hohe Manövrierfähigkeit in der Endphase der Annäherung verlangt wird, verbunden mit dem Arbeiten aller Systeme des Lfk im absoluten Grenzbereich. Der auf dem Video beobachtbare Bogen würde für einen solchen Lfk sprechen. Abgesehen davon muss es sich nicht um einen Lfk mit IR-Suchkopf gehandelt haben. Alternativ gibt es radar- oder optisch-gesteuerte Lfk.

Wenn der Lfk als Teil des Veranstaltungsprogramms versehentlich abgeschossen worden sein sollte, wäre dies in höchstem Maße unverantwortlich und schier unglaublich. In solchen Lfk-Systemen sind mehrere Sicherungen eingebaut, die das versehentliche Abfeuern besonders erschweren.

Für die Vertreter der Medien wird Zeit zu erkennen, dass Werner Walter ihnen Ideologie als Nachricht verkauft. Walters Ad-hoc-Äußerungen (7) dienen nur der raschen Erklärung und genügen nicht dem wissenschaftlichen Anspruch, den er sich selbst zuschreibt.

Frames


erste Aufnahme des Objektes (Quelle: DEGUFO)


zweite Aufnahme des selben Objektes (Quelle: DEGUFO)
 

Links

(1) http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,208223,00.html
(2) http://www.ufocom.org/pages/v_fr/m_news/Su-27_2.htm
(3) http://www.alien.de/cenap/cenapnews/zeigen.php3?satzid=5995&page=1&search=
(4) http://www.alien.de/cenap/cenapnews/zeigen.php3?satzid=6010&page=1&search=
(5) http://www.fas.org/man/dod-101/sys/missile/row/sa-14.htm
(6) http://www.fas.org/man/dod-101/sys/land/stinger.htm
(7) http://www.alien.de/degufo/news/2002/020723_1917.php